Tag 6/ 6.Dezember
Obwohl es Sonntag war, stand ich relativ früh auf. Ich konnte die Nacht nicht schlafen. Ich hatte die ganze Nacht damit verbracht, darüber nachzudenken, was ich tun sollte... Als ich auf die Uhr guckte, war es 8 Uhr. Ich schmollte. Es war so ungerecht... Konnte mein Stalker sich nicht einen anderen Tag für ein Treffen aussuchen? Musste es ausgerechnet heute sein? Ich hätte schreien können. Es war so verzwickt. Da ich nichts besseres zu tun hatte, beschloss ich noch mal nach der Post zu gucken. Als ich die Treppe runterstapfte bemerkte ich, dass mein Vater schon wach war. Er saß auf dem Sofa und zündete zwei Kerzen auf dem Adventskranz an. Als er mich sah, sah er sehr erschrocken aus.
"Ayane? Du bist ja schon wach? ", stellte er fest.
" Ja ", sagte ich nur und lächelte.
Ich konnte es verstehen, dass mein Vater erstaunt darüber war. Normalerweise schlief ich bis in den Nachmittag hinein. Aber dank meinem Stalker der grade dabei war mir meinen Tag zu versauen, war nicht an Schlaf zu denken. Als ich die Haustür öffnete, stolperte ich fast über etwas. Als ich auf den Boden schaute, fand ich einen Schuh... Von Mir? Als ich genauer hinsah, erkannte ich einen meiner Sportschuhe. Mein Stalker hatte sich an meinem Spind bedient. Meine Sportschuhe lagen normalerweise in meinem Spind. Ich nahm meinen Schuh in die Hand. In meinem Sportschuh war Schokolade. Unter der ganzen Schokolade war ein einer blauer Zettel auf dem stand: "Freue mich auf nachher".
Ich seufzte. Na super... Ich müsste meinen Stalker irgendwie absagen. Ich konnte Aoi nicht versetzten. Er hatte mich so lieb gefragt... Da fiel es mir ein. Es hatte doch letztens auch funktioniert. Ich schüttete die ganze Schokolade neben dem Adventskranz auf dem Tisch.
"Woher hast du denn die Schokolade? ", fragte mein Vater, aber ich reagierte nicht. Ich rannte die Treppen hoch in mein Zimmer und suchte einen pinken Zettel. Als ich einen fand, nahm ich einen Stift und schrieb auf dem Zettel:" Montag um 14 Uhr nach der Schule auf dem Schulparkplatz ". Ich stopfte den Zettel in meinen Sportschuh und stellte ihn vor die Haustür. Mein Vater guckte mich fragend an.
"Ayane, ich dachte du glaubst nicht mehr an den Nikolaus. Also dieses Jahr haben deine Mutter und ich keine Schokolade. Aber falls du welche möchtest... ", murmelte mein Vater.
" Ne lass mal Dad", meinte ich und ging wieder in mein Zimmer.
Ich setzte mich vor's Fenster. Von meinem Fenster aus konnte ich ein Teil der Haustür sehen. Wenn mein Stalker kam, würde ich ihn sehen. Es verging nicht viel Zeit, als eine Gestalt ganz in schwarz gekleidet zu meiner Haustür kam und sich bückte. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und rannte die Treppe runter. Als ich kurz vor der Haustür war, stellte sich mir meine Mutter in den Weg.
"Also Ayane. Du kannst doch nicht am frühen Morgen so einen Lärm machen!", schimpfte sie.
Ich versuchte sie mit ein paar "jaja" und "sorry" zu beruhigen aber sie ließ mich erst nach 1 oder 2 Minuten gehen. Ich öffnete die Haustür und wie ich es schon erwartete, war ER weg. Innerlich fluchte ich und untersuchte meinen Sportschuh. In dem Schuh war ein blauer Zettel. Wie schnell konnte ER denn Zettel beschriften? Ich öffnete ihn: "Kein Problem mein kleiner Engel". Ich seufzte erleichtert, wenigstens war das schon mal geklärt. Die Zeit bis 15 Uhr schien gar nicht vergehen zu wollen. Jede Sekunde wartete ich auf das klingeln der Haustür. Als es endlich 15 Uhr war, klingelte es. Ich rannte die Treppen runter und konnte noch vor meinem Vater die Tür öffnen. Natürlich stand Aoi vor mir. Und er sah ausnahmsweise mal normal aus.
"Hey Ayane!", sagte er und lächelte.
"Hey Aoi!", sagte ich und lächelte ebenfalls.
Mein Vater sah über meine Schulter und ich konnte mir schon im Kopf vorstellen wie mein Vater nach dem Baseballschläger suchte.
"Wollen wir gehen? ", fragte ich und drängte mich an Aoi vorbei,
"Bis später!".
Schnell schloss ich die Haustür hinter mir.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wollte Aoi fragen, wo wir genau hingehen würden. Es war Sonntag und dazu noch Nikolaus. Ich traute mich irgendwie nicht Aoi anzusprechen. Auch Aoi schien kein Gespräch anfangen zu wollen. Er starrte auf den Boden. Hoffentlich lieft er nicht gleich gegen die Laterne. Ich musste irgendwie ein Gespräch anfangen.
"Ähm... Mein Stalker hat sich heute wieder gemeldet ", meinte ich und ich bereute es irgendwie. Ich hätte fragen sollen, wie es ihm geht.
" Echt? ", fragte er und sah mich an.
" Ja er hat mir gestern einen Brief in den Briefkasten gelegt, dass er sich heute mit mir treffen wollte. Und heute morgen war einer meiner Sportschuhe, der vorher in meinem Spind war, vor meiner Haustür . Aber ich konnte das Treffen auf morgen verlegen", erklärte ich und konnte Aoi kaum ansehen. Warum auch immer.
"Er weiß sogar wo du wohnst? Echt krass... Pass lieber auf dich auf Ayane ", sagte Aoi und er klang besorgt.
" Mach dir keine Sorgen. Mir passiert nichts", versicherte ich ihm.
Aoi erwiderte nichts. Er guckte irgendwie... Naja halt besorgt in die Gegend. Ich wollte das Thema wechseln.
"Wo gehen wir eigentlich hin? ", wollte ich wissen.
"Ich dachte mir, dass ich dir meinen Lieblingsplatz zeige ", meinte Aoi.
Darauf sagte ich nichts. Ich verfluchte mich dafür das ich mit meinen Skalker angefangen habe. Ich hätte warten sollen, bis er ein Gespräch anfing. Schweigend liefen wir zu seinem Lieblingsplatz. Wir gingen durch einen kleinen Wald, bis wir zu einer Aussichtsplattform kamen. Von dort aus konnte man auf den ganzen Wald und die Stadt gucken. Ich fand es toll hier oben.
"Die Aussicht ist einfach nur schön", meinte ich und lehnte mich gegen das Geländer.
Aoi lächelte leicht und lehnte sich ebenfalls gegen das Geländer.
"Ich wusste doch, dass es dir hier gefallen würde. Hier oben kann ich vor dem ganzen Stress fliehen. Einfach mal abschalten weißt du? ", meinte er und schaute auf den Wald.
Ich guckte ihm an und ich sah ihm an, dass er immer noch besorgt war. So kannte ich Aoi nicht. Ich hatte ihn als Aoi, den Typen ohne Emotionen kennengelernt.
"Es tut mir leid Aoi. Ich hätte dir nicht davon erzählen sollen. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen um mich machst", sagte ich. Aoi guckte mich mit großen Augen an. Aber er sagte nichts. Eine Zeit lang schwiegen wir.
"Ich weiß nicht warum ich mir Sorgen um dich mache Ayane. Es nervt mich, dass es so ist aber... Du bist mir wichtig und... Ich mag dich... Ich möchte nicht, dass dir was passiert. Ich möchte dich vor diesem Typen beschützen", stotterte Aoi und wurde leicht rot. Ich war sprachlos. Ich konnte darauf irgendwie nichts sagen. Es lähmte mich. War das etwa eine Liebeserklärung? Aber er hatte nicht gesagt, dass er mich liebt.
"Ayane du bist die erste Person, die ich näher an mich heran lasse. Du bist anscheinend was besonderes. Du bist irgendwie anders, als die anderen... Du faszinierst mich. Deine Art... Einfach alles an dir...", flüsterte er und kam mir näher. Ich war gelähmt. Ich weiß nicht ob es vor Schock war... Aber ich glaube ich war gelähmt vor Freude...
"Ayane.. Ich...", flüsterte er und war mit seinem Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Ich schaute ihn in seine wundervollen blauen Augen. Mein Herz raste und ich spürte seinen Atem der nicht so stark nach Zigaretten roch, auf meinem Gesicht. Ich stellte mich schon auf einen Kuss oder sonst was ein, aber dazu kam es nicht. Plötzlich nahm Aoi Abstand von mir.
"Entschuldige was ich gesagt habe Ayane. Vergiss es am besten. Lass uns wieder gehen", murmelte er mit knallrotem Kopf und drehte sich von mir weg. Ein wenig verwirrt schaute ich ihn an. Irgendwie war ich enttäuscht.
"Aoi... ", flüsterte ich.
"Vergiss es bitte ok? Lass uns gehen", bat er.
Wir machten uns auf dem Weg nach hause. Ich war enttäuscht und ich hoffte, dass dieses Ereignis nicht die Freundschaft zwischen Aoi und mir gefährdete...
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