Dienstag, 15. Dezember 2015
Adventskalender Tag 15/15. Dezember
Diese Nacht schlief ich schlecht. Meine Eltern waren seit Freitag auf Geschäftsreise und kamen auch erst diesen Freitag wieder. Jedes Knacken, jedes Rascheln machte mich Paranoid. Nach einer Weile war ich so fertig, dass ich Aoi anrief. Er versprach mir sofort zu kommen und hielt Wort. Keine fünf Minuten später stand er vor der Tür. Ich ließ ihn herein und schloss die Tür von innen ab, den Schlüssel ließ ich stecken. Es war eine Macke von unserem Türschloss, dass es nicht richtig aufging wenn von innen der Schlüssel steckte und heute machte ich mir das zu nutzen. Aoi gab mir ein Gefühl von Sicherheit, allein durch seine Anwesenheit kam ich mir stärker vor. Wir gingen zurück in mein Zimmer. Und ich legte mich zurück ins Bett. Aoi neben mir, er umarmte mich, ließ mich nicht los. Trotzdem zitterte ich.
"Hey.", Aoi redete beruhigend auf mich ein, "Es ist alles gut, ich bin hier, du brauchst keine Angst zu haben, ich lass dich nicht allein."
Andere hätten diese Situation, mit mir im Bett wahrscheinlich schamlos ausgenutzt, aber er tat es nicht und dafür liebte ich ihn.
"Erzähl mir etwas total einfaches, etwas aus deinem alltag, du warst doch heute mit Yusuru Kleider kaufen, erzähl mir davon...", seine Stimme wirkte auf mich wie ein Beruhigungsmittel. Und dann wurde mir etwas bewusst, was mich aufschrecken ließ.
"Hey, ruhig, was ist los? Du wolltest mir doch von den Kleidern erzählen.", sagte Aoi, seine Stimme ließ keine Unruhe zu.
"Darum geht es ja...", ich sprach ganz leise und fragte mich, ob er mich überhaupt hören konnte, "Eigentlich hatte ich ein Kleid, aber ich kann es nicht tragen. Nein, ich will es auf gar keinen Fall tragen."
"Das Kleid von Sonntag?", fragte er.
"Ja das Kleid von Sonntag. Es ist... Ich möchte einfach ein anderes haben, egal wie es aussieht, es muss nicht mal halb so hübsch sein...", ich konnte nicht zuende sprechen, ich wurde von Aoi unterbrochen: "Es ist von ihm oder?" Ich nickte, ich wusste nicht, wie er reagieren würde, was er dazu sagte.
"Ich hab es mir fast gedacht.", flüsterte er, "Ich habe die Zettel an deiner Pinnwand gelesen und sie machen keinen Sinn, wenn man nicht weiß, womit du alle anderen in den Schatten stellen wirst. Wenn man aber von dem Kleid weiß, macht es einen Sinn. Du hast gesagt, du weißt noch nicht, ob du es tragen willst. Das hat mich stutzig gemacht, weil es einfach perfekt war. ich glaube es gibt niemandem, dem dieses Ding besser stehen würde als dir..."
"Ich wollte es ja auch tragen, aber nachdem was heute war... Ich hatte Sonntag schon Schuldgefühle, weil ich es nicht richtig fand. Aber seit heute... Ich will es nicht mehr tragen, es klingt albern, aber ich habe das Gefühl es beschmutzt mich, es ist befleckt mit den hässlichen Gedanken eines Psychos.", ich stand kurz vor einem Heulkrampf.
"Das ist nicht albern. Ich verstehe es. Wir gehen zusammen ein neues kaufen. Und es wird 100 Mal schöner sein als das andere.", er verstärkte seinen Griff, "Versuch zu schlafen, ich verspreche dir, es wird nichts passieren."
Mich weckte das piepsen meines Weckers am Morgen und ich fühlte mich wie gerädert. Ein Blick auf Aois tiefe Augenringe bestätigten mir ,dass es ihm ähnlich ging.
Schweigend liefen wir zur Schule. Ich ließ Aoi meinen Spind öffnen. Er sollte sicherstellen, dass die Nachricht mich nicht noch mehr verängstigte. Nach einer Weile in der er sichtlich mit seiner Entscheidung zu kämpfen hatte, gab er mir den Zettel. "Ich glaube wir hatten einen schlechten Tag gestern, aber die Wahrheit ist nicht immer angenehm" Ich steckte ihn in die Tasche in der Hoffnung, dass es ab jetzt doch keine Horrorbotschaften mehr geben würde. Aoi öffnete seinen Spind und suchte genau wie bei meinem nach dem Zettel, fand ihn und drückte ihn mir in die Hand. Die Botschaften an Aoi waren nie nett, aber diese war im Vergleich zu gestern noch nett. "Pfoten weg von Dingen, die dir nicht gehören", las ich leise vor.
"Kann ich nur so zurückgeben!", zischte Aoi und klatschte seinen Spind zu, "Einbildung ist auch 'ne Bildung!"
Der Schultag verlief ohne weitere Vorfälle, bis ich Mittags wieder an meinem Spind angelangt war, diesmal allein, weil ich dachte nichts zu befürchten zu haben. Ich durchwühlte grade meine eigenen Sachen, als ich eine Stimme hörte.
"Hey!", ich drehte mich um und sah den Typen von neulich, er lehnte am Nachbarspind und sah mich an, er war wieder halb verhüllt, der Typ machte auf mich auf jedenfall einen mysteriösen Eindruck, aber ich riss mich zusammen.
"Äh, hey? Kennen wir uns?", ich fand keinen Zettel und gab die Suche auf, woraufhin ich meinen Spind wieder zuschlug.
"Also ich weiß ja nicht, ob dein Gedächtnis wirklich so schlecht ist, aber ich bin der, der in dich reingerannt ist.", ich konnte seine Mimik immer nur erraten, ich schätzte, dass er grinste.
"Ja weiß ich noch, aber was willst du von mir?", ich sah ihn verständnislos an.
"Heute hat das Schülerkomitee über die Geschlechterwahl des Winterballs abgestimmt und es ist Herrenwahl. Daher wollte ich dich fragen, ob du mir einen Tanz schenkst auf dem Ball.", er sagte die Sätze so ruhig, als hätte er sie schon oft gesagt oder auswendig gelernt.
Ich sah ihn prüfend an:" Sorry, aber eigentlich habe ich schon eine Begleitung, außerdem kenne ich ja nicht mal deinen Namen."
"Taemin, ich habe mir gedacht, dass du schon eine Begleitung hast, deshalb habe ich dich lediglich um einen Tanz gebeten.", sagte er mit seinem emotionslosem Gesicht.
Der Typ war irgendwie komisch...
"Taemin? Welche Sprache ist das? Ich schätze was asiatisches? Das mit dem Tanz kann ich dir echt nicht sagen, müsste ich mal mit meiner Begleitung reden und äh ja.", ich stotterte mir hier einen zurecht, wie unschön. Dabei schien der Typ voll okay zu sein, er redete nur komisch und hatte keine Mimik, aber die hatten Menschen mit Botox im Gesicht schließlich auch nicht...
"Taemin ist koreanisch, ist im übrigen nicht der geilste Name, wenn ein berühmter Boygroup Sänger so heißt, aber was soll man machen?", er hob die Hand zum Abschied, "Ich muss los, aber wir sehen uns, vergiss nicht deine Begleitung zu fragen!"
Damit verschwand er um die Ecke und hinterließ mich, reichlich verwirrt. Der Typ, also Taemin war reichlich komisch, ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen, also ich hatte das Gefühl ihn schon mal gesehen zu haben, aber irgendwie auch nicht...
Draußen wartete bereits Aoi auf mich.
"Hey, alles okay?", seine Umarmung war balsam für meine Seele. Er war einfach dass Beste, was mir passieren konnte.
"Japp, alles klar!", ich beschloss die Sache mit Taemin noch aufzuschieben, bis ich mir sicher war, was ich von ihm halten sollte.
"Ich habe übrigens beschlossen, auch wenn dein Stalker anscheinend nur 'nen schlechten Tag hatte gestern, dass ich, wenigstens bis deine Eltern wiederkommen, bei dir bleibe. Wenn das okay ist.", Aois "Wenn das okay ist", klang nicht wie eine Nachfrage, mehr wie ein leerer Satz, um mir das Gefühl zu geben, dass es noch nicht beschlossene Sache war.
"Ist voll okay!", sagte ich und sah ihn an. Ich sah Erleichterung in seinem Gesicht.
Er lächelte: "Dann ist ja gut!"
Er steckte sich noch eine Zigarette an und dann gingen wir gemeinsam Hand in Hand nachhause...
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