Donnerstag, 3. Dezember 2015
Adventskalender Tag 3/3. Dezember
Die Frage, wie das Geschenk in meinen Spind kam, ließ mich nicht ruhig schlafen, die ganze scheiß Nacht nicht, dementsprechend war meine Laune ganz wunderbar. Als mein Wecker klingelte war ich zu dem Schluss gekommen, dass die mysteriöse Person meine Schließfachkombination kannte. Wobei das wiederum bedeutete, dass ich einen aufdringlichen Stalker hatte, niemand kannte meine Kombi und eigentlich sorgte ich auch dafür, dass es so blieb, denn ich änderte sie jede Woche. Die Kette hing an meinem Pinnbrett, neben den Zettelchen. Der Engel starrte mich an. Warte, das war eine Kette, die konnte mich nicht anstarren. Dann kam mir die Idee, vielleicht erwartete die mysteriöse Person, die ich innerlich einfach ER getauft hatte, eine Antwort, vielleicht auch nicht, aber die Idee fesselte mich so, dass mir auch gleich der passende Spruch einfiel. Ich knickte den Zettel und steckte ihn mir in die Jackentasche. Als ich grade die Tür abschloss, entdeckte ich Aoi aus dem Augenwinkel, wie immer am rauchen, aber hey, er war pünktlicher als ich. "Wartest du auf irgendwen!?", rief ich ihm hinterher. Er blieb stehen, bis ich bei ihm angelangt war.
"Geht doch!", murmelte ich.
"Was hast du gesagt?", er sah mich an, derselbe Gesichtsausdruck wie immer, neutral, gelangweilt, ich glaube der Kerl konnte einfach nichts anderes.
"Nichts, alles gut!", ich grinste. Er sah mich lange an, dann wand er seinen Blick wieder nach vorn.
"Und? Wie ist der Zettel in den Spind gekommen?", sagte Aoi nach einer Weile.
Ich seufzte: "Hör mir bloß damit auf, eigentlich kann keiner meine Kombination haben."
"Anscheinend ja doch.", er schmiss seine Kippe in den Schnee.
Ich verdrehte die Augen: "Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen Sherlock Holmes! Wir sehen uns dann heute Nachmittag." Ich fühlte mich eigenartig, als ich das sagte, normalerweise ging jeder seinen Weg morgens. Wir sprachen eigentlich nicht viel miteinander...
Ich öffnete meinen Spind, ganz vorsichtig, damit der Zettel nicht wie üblich auf den Boden segelte.
Da lag er ordentlich gefaltet auf meinem Mathebuch, wie romantisch, der Zettelschreiber wusste anscheinend total genau wie man Frauen rumbekam, genau, mit Mathebüchern. Wie passend, dass wir jetzt Mathe hatten. Ich schnappte mir den Zettel und packte das Buch in meine Tasche. Ich traute mich irgendwie nicht recht einen Blick auf den Zettel zu werfen, doch die Neugier gewann. "Ich habe noch nie jemand so besonderen gekannt", damit behauptete er jetzt schon mich zu kennen. Das war zu 100% ein Witz und wenn meine Klasse spaß an etwas hatte, dann war ihnen alles andere egal, was hieß, dass das hier noch ewig weitergehen könnte. Triumphierend zupfte ich meinen Zettel aus der Tasche. "Das ist mein Spind, such dir einen eigenen und verpiss dich aus meinem!", lächelnd legte ich die Nachricht, provozierend mit pinken Glitzerkulli auf rosa Nyanpire Briefpapier geschrieben, auf denselben Platz, auf dem ich den anderen gefunden hatte, nur ohne das Mathebuch. Bevor ich meinen Spind schloss, verstellte ich mit einem kleinen Schraubenzieher die Türenkombination. Normalerweise durfte nur die Firma, die die Fächer vermietete, sie ändern, aber mir war das schon lange egal. Als es klingelte hastete ich zum Matheraum, ich hatte die Hausaufgaben nicht und weil unsere Lehrerin mich kannte, fand ich mich zwei Minuten später auf dem Weg zur Tafel wieder.
"Ayane würdest du bitte die Lösung anschreiben, damit die anderen sie notieren können?", unsere Mathelehrerin lächelte mich strahlend an.
"Genau Ayane, wir hätten jetzt gerne die Lösung!", Yato grinste mich aus der letzten Reihe an. Er war der Klassenprinz, jeder liebte Yato. Ich musste ja gestehen, dass ich ihn nicht hässlich fand, aber auch nur, weil er japanische Wurzeln hatte. Sein Charakter war unerträglich. Allein schon wie er dort hinten von seinem Stuhl auf mich herab sah, lässig zurückgelehnt, Beine ausgestreckt, Arme verschränkt und immer noch grinsend. Mein Blick schwankte zu unserer Lehrerin, die mich schon finster anstarrte. Ich widmete mich wieder der Tafel. Ich wusste die Lösung nicht, ich wusste die Lösung in Mathe schon seit einem halben Jahr nicht mehr. Hausaufgaben waren ja schön und gut, aber wenn man nichts verstand. Ich legte die Kreide weg, hob die Hände und ging auf meinen Platz: "Sie haben mich erwischt, ich habe keine Ahnung wie viel x ist, aber fragen sie doch Yato, der scheint sich seiner ziemlich sicher zu sein!" Natürlich nahm sie jemand anderen dran, man legte sich nicht mit Yato an, auch die Lehrer nicht. Aber er hätte die Lösung sowieso gehabt, die Klassenprinzessinnen warfen dem Prinzen ihre Hausaufgaben hinterher, wie passend. In der Pause stand ich mit Yusuru zusammen, ich wagte es nicht die Zettel zu erwähnen, sie würde sich viel zu viele Sorgen machen und bei den Lehrern Alarm schieben von wegen Mobbing. Also redete ich mit ihr wie immer, sie fing grade von ihrer Liebe zu Accel World an, als es klingelte. Ich umarmte sie zum Abschied und brachte die letzten zwei Stunden Physik hinter mich. Froh, dass es endlich vorbei war, klatschte ich nachher meine Bücher in den Spind und war gerade dabei ihn zuzuknallen, als mir auffiel, dass mein Zettel fehlte, anstelle meines Kommentars lag ein neuer blauer Zettel "Du bist niedlich wenn du wütend bist", ich steckte den Zettel in die Tasche, er hatte meinen Spint schon wieder geknackt, dass hatte nichts mehr mit Kombinationen stalking zutun, er schaffte es irgendwie das Schloss zu umgehen. Genervt schlug ich die Tür zu und machte mich auf den Weg nach draußen. Ich wartete eine ganze Weile auf Aoi, bis ich merkte, dass er mit Yato vor der Cafeteria plauderte. Warum ausgerechnet mit Yato? Das wurde ja immer besser! Mit schlechter Laune stiefelte ich alleine nachhause zurück. Der Tag war ja sowieso gelaufen...
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