Müde öffnete ich die Augen. Ich lag in meinem Bett. Ich hatte den ganzen gestrigen Tag bei Aoi verbracht, nachdem er mir seine Liebe gestanden hatte. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Er hatte mir seine Liebe gestanden! Und mich geküsst! Als ich mich aufsetzen wollte, merkte ich, dass mein Bett nicht federte, als ich sah warum, fiel ich fast vom Bett vor lauter Schreck. Neben mir lag, in voller Montur Aoi und schlief tief und selig. Ich seufzte, er dachte, er müsste mich beschützen... Gestern stand er die ganze Nacht vor meinem Haus und heute hatte er sogar bei mir geschlafen. Wo sollte das denn noch hinführen? Ich stand leise auf und achtete darauf ihn nicht zu wecken. Ich suchte gerade im Dunkeln nach meinen Pantoffeln, als ich von draußen komische Geräusche hörte. Vorsichtig schlich ich zum Fenster und lugte durch einen Spalt zwischen den Gardinen. Eine schwarze Gestalt machte sich gerade an unserem Briefkasten zu schaffen. Im Eiltempo rannte ich die Treppen hinunter und öffnete die Haustür, doch ich sah die Gestalt nur noch wegrennen. Ich schnappte mir die Schlappen meines Vaters und ging zum Briefkasten. Doch alles was ich fand war ein leerer Zettel, ich hatte ihn unterbrochen. Frustriert ging ich wieder nach oben in mein Zimmer. Aoi pennte noch immer in meinem Bett. Plötzlich vibrierte mein Handy auf dem Schrank neben meinem Bett. Drei Nachrichten von Yato und eine von Yusuru.
12.12.2015 22:37: Yato: Du hast deinen Schlüssel liegen gelassen :D
12.12.2015 22:46: Yato: Warte, Aoi bringt ihn dir ;)
13.12.2015 0:25: Yato: Sag Aoi, er soll das nächste Mal bescheid sagen, wenn er plant nicht wieder zu kommen -.- Hier steht noch 'ne Pizza für ihn
13.12.2015 13:12: Yusuru <3: Naaaa :) Wir beide morgen Ballkleider shoppen? *-*
Ich musste grinsen, Aoi war wohl ein sehr chaotischer Mensch und viel Gesellschaft nicht gewöhnt, wie konnten er und Yato verwandt sein? Sie waren so unterschiedlich... Ich antwortete Yato, dass Aoi heile bei mir angekommen war und ich ihm seine Nachricht ausrichten würde sobald er aufstand.
Bei Yusuru gestaltete sich das Ganze ein wenig schwieriger. Ich hatte nicht sonderlich Lust mit ihr Klamotten kaufen zu gehen, aber je ehr ich das hinter mich brachte umso weniger Druck machte sie mir. Also willigte ich ein. Dabei fiel mir das Kleid meines Stalkers wieder ein, ich zog den Karton unter meinem Bett hervor. Sollte ich es wirklich tragen? Passte es überhaupt? Ich zog mich im Bad um, da ich keine Lust hatte, dass Aoi wach wurde, wenn ich in Unterwäsche vor ihm stand. Das Kleid passte wie angegossen. Prüfend betrachtete ich mich im Spiegel meines Zimmers. Das Kleid lag oben eng an und fiel ab der Taille in Falten nach unten, bei jeder Bewegung wippte der Rock mit. Es war wunderschön, das musste man ihm lassen. Jedoch kam es mir falsch vor es zu tragen, ich gehörte zu Aoi, egal wie schön dieses Kleid war. Etwas regte sich hinter mir und ich sah wie er sich verschlafen aufsetzte. Er sah mich an, dann rieb er sich die Augen und sah mich wieder an.
"Träume ich oder hast du wirklich ein Kleid an? Nein... ich muss träumen, du bist Ayane... und Ayane trägt keine Kleider, zumindest wüsste ich nicht womit ich das verdient hätte...", er stammelte und wurde rot, "Das ist kein Traum oder?" Ich schüttelte den Kopf.
"Verdammt, wie peinlich!", Aoi ließ sich rückwärts zurück aufs Bett fallen.
"Ich geh mir mal was anderes anziehen, bevor du gleich vor lauter Scham stirbst.", ich grinste.
"Nein, warte, ich sterbe schon nicht, dreh dich Mal. Ist das dein Kleid für den Winterball?", er musterte mich, während ich ihm das Kleid von allen Seiten präsentierte. Er mochte es, das freute mich auf der einen Seite, aber auf der anderen verstärkte es meine Zweifel, das Kleid zu tragen.
"Ich weiß nicht, ob ich es tragen werde. Ich gehe morgen mit Yusuru los, mal schauen was ich da noch finde...", mit diesem Worten verabschiedete ich mich ins Bad und zog mir normale Klamotten an, bestehend aus Hose und Shirt. Als ich wieder in mein Zimmer kam, stand Aoi grade vor meinem Spiegel und zupfte sich in den Haaren rum.
"So einer bist du also?", ich musste lachen. "Ich versuch mich krampfhaft mit irgendwas zu beschäftigen, weil ich auf Nikotinentzug stehe, tut mir leid.", er ließ seine Haare in Ruhe und doch konnte er nicht stillhalten.
"So schlimm?", ich sah ihn mit großen Augen an, "Warum gehst du dann nicht einfach eine rauchen?"
"Ich hab sie zuhause liegen lassen und ehrlich gesagt will ich hier gar nicht weg, aber du hast mein Zimmer gesehen und du weißt das ich süchtig bin, auch wenn ich mich in deiner Gegenwart zusammenreiße."
"Dann geh nachhause, ich komme schon klar.", ich lächelte.
"Es tut mir Leid Ayane, wenn ich das nicht angefangen hätte, dann...", weiter ließ ich ihn nicht aussprechen.
"Ach komm, hör auf, ich glaube nicht das Entzugserscheinungen dich zum Lügen anstiften, außerdem wusste ich das definitiv vorher, also bin ich mitschuldig.", mit diesen Worten schob ich ihn sanft aus meinem Zimmer und wir gingen gemeinsam zur Tür.
"Ayane?", er kam näher.
"Hmm?", murmelte ich.
"Ich liebe dich", mit diesen Worten gab er mir einen Abschiedskuss.
Er war schon fast am Briefkasten, als ich ihn zurückpfiff.
"Was ist denn?", maulte Aoi rum.
"Ich hätte jetzt gerne meinen Schlüssel wieder.", grinste ich.
Er kramte in seiner Tasche und übereichte mir meinen Hausschlüssel.
"Wir sehen uns dann Morgen!", rief er, winkte mir nochmal zu und ging dann nachhause...
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