Ich haderte mit mir selbst, ich hatte oft Romane in Aois Chatfenster geschrieben, nur um sie zu löschen. Ich konnte es einfach nicht.
Ich bereitete mich darauf vor wieder allein laufen zu dürfen, als ich bemerkte, dass der Briefkasten Post anzeigte. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, die Post kam immer erst Mittags. Als ich den Briefkasten öffnete fand ich jedoch nichts, keine Brief, keinen Zettel, einfach nichts.
"Suchst du den hier?", Aoi lehnte etwas weiter an einem Baum und wedelte mit einem blauen Zettelchen rum.
"Nur damit das klar ist, das muss aufhören! Wieso lässt du dich von so einem bescheuertem Typen beeinflussen? Ich glaube nicht,dass dein Selbstwertgefühl wirklich auf sowas angewiesen ist.", mit den Worten nahm er sein Feuerzeug und zündete den Zettel an. Innerhalb weniger Sekunden war er zu Asche verbrannt. Ich starrte Aoi an. Er hatte den Zettel verbrannt, meinen Zettel. Dann wurde mir eines klar, er wusste im Gegensatz zu mir, was drauf stand. Immer noch benommen von der ganzen absurden Situation schlurfte ich zu Aoi. Ich war müde, hatte nicht viel geschlafen und mein Hirn realisierte noch gar nichts, sonst wäre ich wahrscheinlich auf Aoi losgegangen.
"Ja Ayane, du brauchst dich nicht zu bedanken, habe ich doch gern gemacht.", sagte er.
"Was stand drauf?", ich ging nicht auf ihn ein, was auch immer drauf gestanden hatte, hätte wichtig sein können, um den Stalker zu entlarven.
"Warum interessiert dich das? Es ist vorbei Ayane. Ich lass nicht zu, dass irgendein Psychopath dir weiterhin Liebesbriefchen schreibt!", er lächelte, schien stolz auf sich zu sein, warum auch immer.
"Sag mal gehts noch?", schrie ich ihn an, sein Blick wechselte von stolz zu verwirrt, "Ich hab dir gesagt du sollst dich da nicht einmischen! Es ist meine Sache, mit welchen Psychopathen ich Kontakt habe und mit welchen nicht! Du verhältst dich seit letzten Sonntag ja auch nicht gerade, als wenn du noch alle Tassen im Schrank hättest. Komm mal klar!", mit diesem Worten rannte ich wieder fort. Ich fiel hin, in den Schnee. "Ayane...!", rief Aoi, aber ich rappelte mich auf und ging weiter. Ich rannte schon wieder vor meinen Probleme davon und ich hasste mich innerlich dafür. An der Schule angekommen bemerkte ich, dass der ganze Schnee an meinen Klamotten geschmolzen war und ich klitschnass den Boden volltropfte. Ich hatte keine Wechselklamotten, also musste ich wohl oder übel warten, bis ich wieder trocken war. Ich untersuchte meinen Spind, fand aber keinen Zettel, wie auch? Aoi hatte meinen morgendlichen Zettel ja voller Eifer verbrannt.
"Ähm, Ayane, ich will ja nichts sagen, aber hast du wirklich vor so in den Unterricht zu gehen?", Yusuru stand so plötzlich neben mir, dass ich mir vor Schreck die Spindtür an den Kopf klatschte.
"Ahh, aua!", gequält lächelnd fuhr ich mir über die Stirn.
"Auch einen guten Morgen!", grinste Yusuru, "Alles okay? Du bist ja mittlerweile zerstreuter als Aoi, das muss auch mal einer schaffen."
"Ja, ich bin halt unverbesserlich, ich weiß...", als der Schmerz nachließ konnte ich wieder ein einigermaßen normales Gesicht ziehen, "Du hast nicht zufällig Sport heute oder?"
"Doch, hier!", sie warf mir ihre Sportsachen hin, "Darauf hast du es doch abgesehen. Und jetzt sieh zu, dass du aus den Klamotten raus kommst, sonst erkältest du dich noch."
"Ich liebe dich Yusuru!", mit diesen Worten rannte ich zum Klo, um mich umzuziehen. In Yusurus Sportklamotten sah ich reichlich albern aus, sie war halt ganz ein Mädchen, das machten mir ihre Klamotten noch mal doppelt klar. Eine hellgraue Jogginghose und ein rosa Top. Ich sah aus, als wäre ich aus der Zuckerwatte Welt geflohen! Trotzdem ließ ich sie an, denn wenn ich zwischen nass und kalt oder rosa und flauschig wählen musste, waren sie das kleinere Übel. Als ich fertig war, hatte es grade geklingelt und die Gänge leerten sich wieder. Ich packte meine nassen Sachen in das Sportfachs meines Schließfachs und gab Yusuru ihre Sporttasche wieder. Mit einem flüchtigen Winken beeilte sie sich noch pünktlich zu kommen, während ich in normalem Tempo zum Unterricht schlurfte und voll mit jemandem zusammenkrachte.
"Hey Sorry, das war echt nicht extra, meine Schuld!", diesen Worten hielt er mir seine Hand hin und zog mich hoch. Ein Junge... Was auch sonst, die Mädchen mieden mich ja und entschuldigt hätten sie sich schon gar nicht. Er hatte schwarze längere Haare, die ihm glatt ins Gesicht hingen. Ich vermutete, dass es ein Asiate war von den Augen her, konnte es aber schlecht erkennen, die Hälfte seines Gesichts war unter einem schwarzen Tuch verborgen.
"Also, äh wie gesagt, sorry noch mal, aber ich muss jetzt echt los, wir sehen uns dann!", mit diesen Worten verschwand er so plötzlich, wie er auch erschienen war. Ich hatte das Gefühl ihn irgendwo schon mal gesehen zu haben...
Nach der Schule packte ich meine nassen Sachen in meine Tasche und fand einen neuen Brief "Du sahst heute Morgen echt verdammt niedlich aus!", In Yusurus Zuckerwatte Alptraum oder was? Eigentlich konnten mich ja heute nicht viele Menschen in, diesen Klamotten sehen, schließlich waren die meisten schon weg oder gerade dabei zu gehen... Ich hatte die Sachen natürlich den ganzen Schultag über angehabt, aber da stand ja ganz klar heute Morgen... Naja, ich beschloss mir nicht weiter Sorgen darum zu machen und nachhause zu gehen, um endlich aus diesen Sachen rauszukommen, ich würde sie Yusuru dann nach dem Wochenende frisch gewaschen wieder mitbringen. Als ich nachhause laufen wollte, sah ich Yato am Eingang warten, als ich an ihm vorbei lief, hielt er mit mir Schritt.
"Dürfte ich euch begleiten, Prinzessin der Zuckerwatte und Herrscherin über das Einhornreich?", grinste er. Es hatte mich ja auch schon gewundert, dass er noch nichts gesagt hatte.
"Musst du nicht in die andere Richtung? Oder hat Aoi jetzt schon mit dir die Wohnung getauscht, damit er mich nicht mehr sehen muss?", ich sah ihn prüfend an.
"Jetzt mal ganz locker hier, ich penne nur bei ihm. Außerdem habe ich das Gefühl, dass euer Drama nicht nur von ihm ausgeht. Daher werde ich mich bei Aoi einquartieren, bis ihr beide euch wieder ertragen könnt. Denn ich weiß genau, dass ihr euch vermisst, alle beide und nur zu stur seid nachzugeben und euch das einzugestehen.", er lächelte. Yato war immer so gelassen und unbeschwert. Aber hinter seiner coolen Fassade steckte etwas, was man nicht beschreiben konnte. Wenn man nicht mehr auf seiner Hackordnung stand, konnte man gut verstehen,was alle an ihm fanden. Er hatte immer die passende Worte parat, wusste auf alles eine Antwort.
Zuhause angekommen, zog ich endlich diese Sachen aus und pinnte den Zettel an die Pinnwand, für heute morgen ließ ich eine Lücke und pinnte einen leeren Zettel an. Ich hoffte die Lücke irgendwann schließen zu können, den mein Gefühl sagte mir, dass die Nachricht wichtig war um herauszufinden wer ER war...
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